Jenseits der 40 ist man auch nicht davor gefeit, Fehler zu begehen, machte ihr die Übelkeit eines Morgens unbarmherzig bewusst.
Es war bei einem Sonnenaufgang im Juni und die Zeichen kamen ihr gleich sehr bekannt vor, nur dass sie diesmal so gar nicht mit gerechnet hatte.
Den ersten Gang ins Bad konnte sie noch mit einer Magenverstimmung abtun, was wahrscheinlich das bessere Dilemma gewesen wäre. Nur die Wiederholungen machten ihr zu schaffen.
Es war nicht fair, aber das Leben ist letzteres niemals und der Test machte es gewiss.
Benommen schaute sie auf die 2 Streifen, die sich vor ihr unausweichlich färbten.
Ihr Magen krampfte sich noch ein wenig mehr zusammen, als er es ohnehin schon tat und alle anderen inneren Organe taten es ihm gleich. Ihr Herz schlug wilder und übertönte damit sogar jegliches Außengeräusch.
Ihr Leben lief in geordneten Bahnen. Chaotisch war nur sie selbst, aber das war wenigstens organisiert.
Ihre Kinder waren gewünscht und das Beste in ihrem Leben, die Karriere auf dem Hochpunkt und finanziell hatte sie ausgesorgt.
Von dem Wiedersehen mit ihm wurde sie überrannt und es sprach nichts dagegen, der Freundschaft eine Chance zu geben, der ein gelegentlicher Körperflüssigkeitsaustausch die prickelnde Tiefe gab.
Sie waren sich einig, dass nichts zur Verpflichtung werden würde und nur der vergnügliche Ritt durch den Rausch der Nacht im Vordergrund stand, egal wie lange es dauern würde.
Man gab sich was man brauchte ohne eine störende Erwartungshaltung, war sich vertraut und wusste genau, was es galt auszuklammern, da sie beide aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hatten.
Und wieder starrte sie auf die beiden roten Streifen. Das Leben war nicht fair.
Und die Bahnen, die es durchlief, mochten auch noch so gut eingefahren sein, es gab immer etwas Unvorhersehbares, was nicht eingeplant und doch unbeeinflussbar eintreten konnte.
Die Frage nach dem „was nun“ stellte sich nicht, ihr zumindest nicht und bei ihm erübrigte es sich von allein.
Die Trennung war damals einvernehmlich, auch an einem sonnigen Junimorgen.
Es war eh eine Frage der Zeit gewesen und für Abschiedsschmerz gab es keinen Grund und für sentimentale Taschentuchgebarden erst recht nicht.
Ihr Geheimnis nahmen sie beide mit, nicht ohne sich ein Mach’s gut noch hinterher zu rufen.
Die gemeinsame Zeit war gut, die Nächte prickelnd und es gab nichts zu bereuen.
Das Gefühl war Vertrauen und sich nichts vormachen müssen. Danach ging man einfach und das Leben ging weiter, so als wäre nie etwas geschehen, nur aber mit dem Wissen, dass sie es gut gemacht hatten, was auch immer. Es war vorbei.
Die beiden roten Streifen ließen sich aber nicht wegwischen. Und die Wut auf sich selbst wuchs von Minute zu Minute.
Es gab nichts darüber nachzudenken oder abzuwägen und doch musste sie mit sich selbst ins Gericht gehen.
Mit den Konsequenzen musste sie alleine leben und mit einer winzig kleinen Narbe, die unweigerlich bleiben würde. Aber wenigstens das war mehr als fair.
Sie gönnte ihm sein Nichtwissen, weil alles andere auch nichts geändert hätte.
Sie würde es nicht auslöschen können und mit dem Gedanken daran, würde immer eine Übelkeit einhergehen, die nichts vergessen ließ.
Und das durfte sie nicht unfair nennen.
ach ja: „Jenseits der 40 ist man auch nicht davor gefeit, Fehler zu begehen, machte ihr die Übelkeit eines Morgens unbarmherzig bewusst.“
…aber man kann mit diesen klitzekleinen unpässlichkeiten vorzüglich leben. denn letztendlich machen diese klitzekleinen unpässlichkeiten den charakter aus ! ( oder ?)
ma(n)n könnte auch sagen schitt drupp.
…ist nur mal so´ne andere spontansichtweise von mir. 😉