Hallo mein bekannter Unbekannter,
so lange habe ich nicht mehr geschrieben. Die Zeit hat mich durchs Leben getrieben oder ich bin mit ihr um die Wette gelaufen.
Doch zwischendurch habe ich mich immer wieder umgedreht und nach ihr geschaut. Nicht wehmütig, eher gespannt auf das was sie mir vorausgeschickt hat.
Heute kann ich sagen, das Leben hat es gut mit mir gemeint, ja fast schon perfekt, mit all diesen Höhen und Tiefen. Ich bin daran gewachsen.
Erinnerst Du Dich noch an das seltsame Mädchen, was Dir irgendwann mal begegnet ist? An das Mädchen, welches so viele Fragen und Erwartungen hatte und zornig auf jede vergeudete Stunde war. Dessen Trotz oftmals eher der innewohnenden Verzweiflung entsprach und die mit Aggression ihre Schwächen zu verbergen versuchte. Ständige Rebellion, um der Kongruenz im Mainstream auszuweichen.
Im Moment ist mir immer wieder nach Reformation.
Erwachsen werden wollte ich nie.
Da wo Grenzen ein Hindernis bildeten, blickte ich drüber.
Die blauen Flecke habe ich mir längst verziehen.
Hin und wieder bin ich geflogen, versuchte aus Unmöglichem das Mögliche zu machen.
Ich sah, dass es noch ein schwärzeres Schwarz als Schwarz gibt und liebte auch wenn man mich nicht ließ.
Manchen Moment kostete ich bis zur Unendlichkeit aus, erlebte die Leidenschaft und genoss den Rausch.
…auch wenn nach Allem am Ende das Nichts bleibt, oder alles ganz anders war, wenn gerade das Nichts doch Alles war hat sich das Erleben auch nur eines einzigen Momentes gelohnt.
Ich bin manchmal ganz weit oben, aber ich habe Höhenangst.
Im freien Fall wird mir schwindelig, aber ich suche nicht nach dem Fallschirm.
Ich bin ziemlich eigentümlich, dass es fast schon normal anmutet.
Manchmal bin ich auch einfach nur verrückt, denn normal kommt mir dann doch etwas seltsam vor.
Wenn ich liebe dann leidenschaftlich, aber bedingungslos.
Einfach mag ich es nicht gerne, man gönnt sich ja sonst nichts.
Melancholie ist für mich kein Fremdwort und in so mancher Nacht bin ich mondsüchtig.
Ich liebe Schwarz, aber manchmal auch gelb.
Ich mag es gerne warm, aber ich fürchte die Kälte nicht.
Hin und wieder kommt das Kind in mir zum Vorschein, aber im Grunde genommen bin ich schon fast erwachsen.
Ich kann Heiterkeit simulieren, vor allem dann wenn mir zum Weinen ist.
Sehr oft bin ich schlaflos, dann mag ich es Geschichten zu hören, von einer Stimme die ich aus Tausenden heraushören und wiedererkennen würde.
Manchmal suche ich einen Platz zur Notlandung, kann aber die Landebahn nicht finden.
Ich mag Stille, aber nicht immer ist Schweigen angebracht.
Irgendwann kommt mal jemand und schreibt ein Gedicht über mich, und ich glaube daran.
Ich arbeite permanent an mir, während ich lebe und das ziemlich gerne.
Heute ist vieles anders oder eben auch nicht.
Erwachsen bin ich wohl immer noch nicht und manchmal denke ich, dass mich sogar schon die Kinder überholt haben. Aber das ist auch gut so, denn ich hab ihnen all das mit auf den Weg gegeben, was mich zumindest in aller Reformation hat wachsen lassen.
Grenzen verschiebe ich immer noch gerne, nur hin und wieder geht mir jetzt schon die Puste aus.
Unruhe ist immer noch in mir, aber sie ist ein Antrieb für das Vorangehen, um nicht stehen zu bleiben. Die stetige Neugier wird wohl auch immer bleiben, so als Lebenselixier, weil sie die Angst vor dem Unbekannten einfach schluckt.
Die Zeit hat vieles gerichtet.
Ich denke heute würdest du dich oftmals über mich wundern. Vieles ist so unbeschwert geworden und mit Leichtigkeit angefüllt.
Visionen sind zu Zielen geworden und so manches Schlachtfeld habe ich auch in der Niederlage als Sieger verlassen.
Mein Fell ist etwas dicker geworden, dennoch ziehe ich es hin und wieder doch lieber vor, mich abzuwenden als mich einem unnötigen Kampf zu stellen.
Das Beste aber ist, dass ich heute voller Stolz sagen kann: Ich bin glücklich. Ich liebe und ich werde geliebt.
Ich habe es geschafft, denn ich bin mit mir selbst im Reinen und bin angekommen.
Um mich herum ist es wärmend hell. Und ich fliege mit diesem atemberaubenden Gefühl ohne jede Höhenangst.
Heiterkeit brauche ich nicht mehr zu simulieren, und auch wenn ich mal hin und wieder etwas Traurigkeit verspüre, schaue ich in seine Augen und tauche in seine Lachfalten ein.
Wir verstehen uns ohne Worte und jede Stille zeugt von unendlicher Liebe. Es ist warm um uns herum selbst in eisiger Kälte. Und jede Dunkelheit erstrahlt in hellem Gelb und Rot.
Jeder einzelne erlebte Moment hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.
Eine Frau, die das Kind in sich bewahrt hat, nicht erwachsen aber neugierig. Nicht weise aber klug genug, um zu wissen, dass das Glück in ihr wohnt.
Immer noch ein wenig verrückt, denn das Normale ist zu einfach.
Geliebt und liebend.
Und immer noch mondsüchtig.