Oft schon habe ich in meinem Leben das Gleichgewicht verloren und kann dennoch gerade stehen. Es ist anstrengend zuweilen und manchmal auch nicht gerecht, aber ich habe 2 gesunde Hände, eine gehörige Portion Phantasie gepaart mit Simulationsvermögen und bau mir aus jedem Stein, der sich anmaßt im Weg zu liegen, etwas Schönes.
Der Schmerz ist nicht unbekannt und wie es der Lauf der Dinge ist, er verlangt gespürt zu werden.
Und trotzdem bin ich süchtig nach Leben, nach jedem einzelnen flüchtigen Moment des Glücks, um ihn aufzusaugen, damit die Sucht sich stillen kann.
An der Dunkelheit morgens erkenne ich, dass die Zeit durchs Leben rast oder umgekehrt.
So langsam wird es kälter obwohl ich die eisigen Winter längst vergraben habe.
In meinem Schweigen bin ich zu laut und Angst ist manchmal ein verdammter Begleiter, gefräßig wie sie ist und unbeirrbar, wenn sie Einzug hält. Dabei ist und bleibt die Seele die große Unbekannte in der Gleichung, abhängig von der Unendlichkeit oder als geniale Erfindung gen 0 strebend.
Ich neige zu Letzterem, denn in ihr gibt es auch nichts zu entdecken, und ihr Geheimnis ist pure Suggestion.
Es wird kälter und in dem Wort Freiheit steckt die Ironie des Schicksals und wer die Wahl hat, hat die Qual.
Der Rücken fordert schon wieder Tribut und ich bin es mehr als leid, dem Rechnung zu tragen.
Wie viel OP darf es diesmal sein? Der rote Faden spinnt sich weiter fort und der Magen rebelliert, während das Blut im steten Fluss durch den Körper rast.
Der Gedankenknoten im Kopf zeugt von Leben und der Achselknoten wird größer in Kongruenz mit der Angst, der ich schon jetzt nicht mehr nachkomme.
Eine kleine Pause wäre gut. Zumindest für Jetzt, gleich bin ich wieder bereit.
Die Jahre von dir zu mir [Celan]
Wieder wellt sich dein Haar, wenn ich wein. Mit dem Blau deiner Augen
deckst du den Tisch unsrer Liebe: ein Bett zwischen Sommer und Herbst.
Wir trinken, was einer gebraut, der nicht ich war, noch du, noch ein dritter:
wir schlürfen ein Leeres und Letztes.
Wir sehen uns zu in den Spiegeln der Tiefsee und reichen uns rascher die Speisen:
die Nacht ist die Nacht, sie beginnt mit dem Morgen,
sie legt mich zu dir.