ohne Furcht

inspiriert:

“Ich sonnte mich gerade am Strand, als plötzlich ein Gedicht in meinem Kopf auftauchte. Es begann mit: “Mir gehört das Penguin Cafe, ich werde Dir willkürlich von Sachen berichten” und fuhr damit fort, welch kostbare Güter Zufälligkeit, Spontanität, Unerwartetheit und Irrationalität im Leben sind. Und wenn man diese unterdrückt, um ein nettes geregeltes Leben zu führen, tötet man damit das was am wichtigsten ist, während im Penguin Cafe unser Unbewußtes einfach es selbst sein kann. Dort ist dieses, so wie jeder, willkommen. Dort herrscht eine Aufnahmebereitschaft, die damit einhergeht, das Jetzt ohne eine innenliegende Furcht leben zu können.”

Simon Jeffes Gitarrist, Komponist und Arrangeur

Penguin Cafe Orchestra:

Air A Danser

Music For A Found Harmonium

Mix

***

Der Schmerz in der Magengegend war nichts Neues. Wie immer kam er und ging wieder und sie gewöhnte sich daran, so wie man sich an alles gewöhnt bzw. gewöhnen kann.
Wie immer schlief sie in solchen Nächten schlecht und fühlte sich am Tag wie gerädert und nichts gelang, verschob sich eher in weite unerreichbare Ferne.
Seltsam war, dass gerade in den Schmerzmomenten die Gedanken rückwärts gingen bis hin zu den Momenten, wo der Griff ins Leere noch seine Hand erfasste.

Vielleicht wird man im Schmerz ungerecht, weil man zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist und sich in den Mittelpunkt stellt, um das sich alles zu drehen hat.
Anders war es nicht zu erklären, dass sie ihn damals zu hassen begann, als dieser stechende Schmerz kam und sie unerwartet traf, weil man sich auf solches nicht vorbereiten kann. Wenigstens war die Diagnose eindeutig und gab ihr einen Grund ihn von sich zu stoßen.
Jede Berührung wurde zur Qual, wahrscheinlich auch für ihn. Zumindest redete sie sich genau das ein, um ihn noch ein wenig mehr zu hassen.
Sie wünschte, sie könnte dies genau auch jetzt noch tun, aber gedanklich war sie ihm gerade sehr viel näher als es ihr gut tat. Oder vielleicht war auch gerade das das Gute an diesem Schmerz, der sie spüren ließ, wie er Besitz von ihr einnahm ohne dass sie sich wehren konnte.

Mit der Zeit war sie damals beherrscht davon, alleine sein zu wollen, um niemanden um sich herum ertragen zu müssen, oder sich selbst ertragen zu lassen.
Dabei war er der Einzige der ertrug, all ihre Launen, Ungerechtigkeiten und ihren Hass. Vielleicht war er es aber auch, der genau wusste, dass er nur für diese Krankheit stand, gegen die sich alles richtete.

Widerwillig stand sie auf und ging in die Küche um sich ein Glas Wasser zu holen. Es war an der Zeit für die nächste Dröhnung, die wenigstens etwas betäubte, was nicht zu ertragen war.
Sie wünschte sich weit fort von diesen Wucherungen, die sich breit machten und den Raum einnahmen, dessen Grenzen immer enger wurden, und sie einschnürten wie ein Paket, welches im luftleeren Raum schwebte.

Die Warnungen des Arztes verhallten eh im Raum der Unhörbarkeit und im Grunde genommen spielten sie für das Danach einfach keine Rolle.
Der Arzt war ein guter Freund und per Du konnte man so leicht über die Wahrheit hinwegschweben oder einfach ignorieren.

Wie es ihm jetzt wohl ging, schwirrte ihr als Frage im Kopf herum, auch wenn sie sich dessen bewusst war,, dass es sie nicht im Geringsten interessieren würde.
Es war so viele Jahre her und sie wollte einfach nur vergessen haben, was nicht zu ändern war, weil einfach nur gewollt.
Sie erinnerte sich an seine Stimme, die sie in manchen Momenten einfach nur noch zur Weißglut trieb, dann wenn er mit der Betonung zeigte, dass er über ihr stand und sie sich wie ein kleines Kind vorkam, welches gemaßregelt wurde, weil es eine Dummheit begangen hatte.
Dabei zog er dann die Luft so tief ein um sie hinaus pressen zu können, dass sie verschreckt ihren Kopf einzog und erst einmal wortlos blieb.
Sie haßte es sich klein zu fühlen und im Angriff dann die beste Verteidigung zu sehen.
Sonst wirkte seine Stimme eher besonnen und beruhigend, so wie damals als er ihre Hand hielt und sie sich eher wünschte der Boden unter ihren Füßen möge sich öffnen um im fremden Orbit zu entschwinden.
Stattdessen brachte er Schokolade, die sie irgendwann aß und in einem stickigen Raum rauchten sie schweigend eine Zigarette. Es blieb nichts übrig, nur das rote Papier und das bisschen Asche von zwei gerauchten Zigaretten.
Was wäre heute, schlugen ihre Gedanken Alarm.
Wahrscheinlich wäre er, wenn nicht damals, auch heute geflohen oder sie hätte es getan.
Nichts blieb an Bedeutung und Wichtigkeit.
Nur der Orchideenbaum trug wieder neue Blüten, so wie jedes Jahr zu dieser Zeit.
Das war das Einzige was blieb.
Und bestimmt war das das Beste von allem.

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