Mea Culpa

Ich sehne mich nach dem Rausch der Leidenschaft
im bedeutungsvollen Flug durch die Nacht.
Und dann wünsche ich mir eine Landebahn
ohne Fallschirm und doppelten Boden.
Mit einer Hand, die mich hält bis zum Morgen,
ohne nach dem Danach zu fragen.
Land in Sicht?
-Nein, ich suche noch den Horizont.

“Setzen Sie sich, es könnte etwas länger dauern. Sie haben es ja nicht anders gewollt.
Ich werde Ihnen meine Geschichte erzählen, aber nur damit Sie endlich Ruhe geben. Sie werden geschockt sein, vielleicht auch zur Tode erschrocken. Es kann sein, dass Sie mir glauben, oder auch nicht. In meiner Geschichte wird alles so sein, wie es nie war oder auch nicht so sein, wie es nicht war.
Sie werden Zweifel hegen oder unzweifelhaft meinen eigenen Zweifeln Glauben schenken oder auch nicht.

Im Grunde genommen aber ist das alles unwichtig, denn am Ende werden Sie selbst nicht mehr sicher sein, ob Sie der Wirklichkeit begegnet oder einem Trugbild erlegen sind.

Nachts sind alle Katzen grau, das wissen Sie ja und ich habe gemordet in einer Nacht wie dieser.
Meine Hände waren mein Tatwerkzeug von meinen Gedanken gelenkt.
Schauen Sie mich nicht so ungläubig an. Die Uhr an der Wand hat in der Nacht auch viel lauter getickt und die Zeiger besaßen die Frechheit einfach weiterzurasen, als sei nichts geschehen.
Uhren bleiben im Augenblick des Todes nicht einfach stehen.
Sie gehen gnadenlos weiter ohne Rücksicht auf den Verlust.

Wußten Sie, dass die Zeit die Dinge zernagt? Manchmal sogar auch unseren Verstand.
Haben Sie schon mal gespürt, wie es ist wenn der bittersüße Hauch des Todes einem eiskalt im Nacken sitzt? Diese Kälte ist unerträglich und man spürt die vernichtende Jagd der eigenen weißen und roten Blutkörperchen. Die Angst setzt sich wie ein eiserner Ring um den Brustkorb und sie denken an all ihre Sünden, die sie nie begangen haben.

Tut mir leid, ich schweife ein wenig ab und Zeit ist kostbar, ich weiß.
Sie werden sich jetzt sicher fragen, wen um Gottes Willen ich umgebracht habe.
Diese Frage ist durchaus berechtigt, nur falsch gestellt.
Was! muss es heißen und nicht wen.
Es sei denn Sie gestatten mir meine eigene Vergangenheit zu personifizieren.
Ja Sie haben richtig gehört: meine Vergangenheit.
Ich habe sie eigenhändig ermordet, gekillt, vernichtet und ausgelöscht.
Nein, sagen Sie jetzt nichts. Ich weiß selbst was für ein Frevel sich daraus ergibt aber ich bereue es nicht.

Da lebt man ein halbes Leben auf der Seite der Sicherheit umgeben vom Schmutz der Gedankenlosigkeit in aller Dynamik.
Bloß keine Innehalten immer im Rahmen der Konventionen.
Kein Blick in den Spiegel des Augenblicks. Wer weiß, welche Fratze einen daraus anstarrt.
Noch jetzt verursacht alleine der Gedanke daran bei mir Übelkeit.

Alles war so normal, ein Haufen Müll, der auch dem Maßstab der Normalität genügte.
Und dann passierte etwas Unerwartetes.
Es ist eigenartig. Jahre lang scheint nichts zu geschehen, die Zeit tropft gleichmäßig vor sich hin, und eigentlich ist alles in bester Ordnung.

Doch unter der Oberfläche gärt etwas, macht sich breit und breiter und bahnt sich einen Weg nach außen.
Und dann genügt ein Anstoß, der Blick eines anderen Menschen, eine zufällige Begegnung, und alles ändert sich schlagartig.
Die ganze eigene Vergangenheit erscheint einem als eine gigantische Anhäufung von Umleitungsschildern, als einziger langer Wartezustand.
Warten auf diesen einen Augenblick der Berührung, des Versinkens.

Wehrt man sich dagegen? Oh nein. Ich zumindest nicht.
Ich hab dafür gemordet. Einfach mit eigener Hand eine Löschtaste gedrückt. Alles vernichtet, was ohnehin schon der Wertlosigkeit anheim gegeben worden ist.
Sie wundern sich gerade nicht wahr?
Vergleichen Sie einfach diesen Mord mit dem Urknall. Es ist wie der Beginn einer anderen Zeitrechnung in einem anderen Raum bestehend aus nicht existierender Materie.

Ich weiß heute nicht mehr was gestern war und genieße den Augenblick. Verstehen Sie?
Und dafür hat es sich gelohnt. Dafür würde ich immer wieder alles Vergangene auslöschen.
Sehen Sie es mir nach.
Sie können mir ruhig glauben. Denn genau das ist meine Wahrheit in aller Unwirklichkeit.”

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Über arsfendi

Ich bin ein seltsames Mädchen... Meine wilden Träume, die ich bis zum Morgen während dem Vollmond hab, werd ich für immer für mich behalten.
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