Der Anruf kam überraschend. Sie hatte so gar nicht damit gerechnet und im ersten Moment hätte sie wohl lieber aufgelegt als den Erinnerungen dieser Stimme zu folgen.
Es war schon zu lange her, als dass alleine die Nennung des Namens eine innere Unruhe hätte hervorrufen können, aber trotzdem ließ sich dieses Druckgefühl in der Magengegend nicht verleugnen.
Eigentlich wollte sie nicht reden, nicht über ihn oder sie und noch weniger über die Vergangenheit.
Es waren keine Fragen offen und so erzählte er über sich und die Gegenwart und alles war gut.
Rational gesehen so wie er war.
So gesehen, sprachen sie zum ersten mal die gleiche Sprache ohne Phrasen, Worthülsen und Metaphern und ohne jegliche Theatralik.
„Deine Stimme klingt noch etwas ruhiger als damals,“ hörte sie vom anderen Ende der Leitung.
Ja so war es wohl. Alles ist anders, vor allem war sie eine andere.
Die Zeit verändert so vieles. Oder war es die Akzeptanz dessen, was die Hoffnung nicht zu ändern vermochte?
Bei seinem „es tut mir heute noch mehr leid als damals“, mußte sie lächeln.
„Warum?“, fragte sie und wußte dass es darauf eh keine Antwort gab.
Sie haßte diese „tut mir leid“-Phrasen, weil alles zu seiner Zeit seinen eigenen Rahmen hatte und so entschieden richtig war. Da gab es nichts zu verdrehen, auch wenn man seine Sichtweise irgendwann ändert.